BIO
Musikalisch
Welch ein Glück: Mamma Heidi Schmidhauser ersteht eine Gitarre, findet jedoch nicht genug Zeit, um zu üben. Also übereignet sie das Instrument ihren Buben. Beat und Jürg machen nicht lange Federlesens und rocken los. Einige Zeit danach spielt Beat, inzwischen zum Schmidi gereift, mit 14 Jahren seinen ersten Gig.
Rund 1500 Auftritte sind seither dazugekommen. Als Komponist, Produzent, Musiker und Sänger hat er die Berner und Schweizer Musikszene massgeblich mitgeprägt.
Solid beginnen. Dann aber ab in die wilden Jahre.
1981 schliesst Schmidi seine Lehre als Möbelschreiner ab. Aber die Welt ist eben grösser als ein Chuchichäschtli: Schmidi zieht in eine Hippie-WG ein, reist in die Türkei, nach Indien, Peru, Bolivien, schlägt dann unsanft in einem französischen Knast auf, wo ihm ein Jahr lang ein dilettantischer Schmuggel vergolten wird. Dann retour ins Freakhotel Herzogenbuchsee, ins bewegte Bern, Reithalle, Lorraine. Schmidi jammt mit Bruder Jürg, nunmehr Jiri gerufen, und Andi Hug (heute Patent Ochsner). 1987 touren die drei Musiker mit ihrer neu gegründeten Party- und Strassenband «Stop the Shoppers» durch die Einkaufsmeilen Europas. Der Name ist Programm: «Stoppt euren Einkaufswahn und hört uns zu», so ihre Ansage. Aber nur Covers spielen kanns ja nun auch nicht sein. Weil, so Schmidi: «Ich habe immer gesucht: Wo bin ich? Was mache ich anders?» Eigenständige Songs! Eigene Texte!
Weiter gehts. Mit eigenem Repertoire und viel Resonanz.
«Wir lebten in der Band eine musikalische und menschliche Blutsbrüderschaft», beschreibt Schmidi das «Stop the Shoppers»-Habitat. 1990 lancieren sie ihre erste CD «Ornig im Land», daraufhin geht ziemlich die Post ab. Bis 2006 kommen mit Christian Brantschen und Oli Hartung weitere Musiker hinzu, es folgen neun weitere Alben, etliche Singles und zahlreiche Beiträge auf Samplern. Und immer wieder Tourneen, bis hin in die Karibik oder mit der Schweizer Rock- & Bluescruise übers Mittelmeer. Gar in den CH-Charts gibt sich die Mundart-Funk-Pop-Equipe die Ehre, ihre Tonträger-Shoppers sind kaum mehr zu stoppen.
Nun, wer Schmidi kennt, der weiss: Genug ist ihm nie genug – künstlerisch betrachtet. Zwischen 1990 und 1997 brennt mit der Partytruppe «The HOT DC» ein weiterer heisser Stern an Schmidis Firmament, 1996 gründet er zusammen mit Sandro Schneebeli und Gloria Miranda «Los Hobos» – Geschichtengrossmeister Timmermahns musikalische Kumpanei. Ab 1998 macht er sich auf Fidels Eiland insgesamt ein halbes Jahr lang mit dem Instrument Tres Cubano vertraut.
Ein kleines Orchester mit einmaligem Mix.
2002 versammelt Schmidi eine virtuose Combo um sich – sein neunköpfiges Soloprojekt «Chica Torpedo» ist fürderhin gefährlich gut unterwegs. Sechs Alben, einige Singles und unzählige schweisstreibende Auftritte bis 2020 verleiten das hauptstädtische Leitmedium «Der Bund» zur Aussage, es sei «nicht ganz klar, wie aus Schmidi Schmidhauser der glühendste Heissblüter der Stadt Bern werden konnte.» Nun, die Chica-Fans kümmert dies wenig, solange sie dem Treiben der eigenwilligen Banda jede Menge glücklich machende tanzbare Grooves abgewinnen können.
Damit (immer noch) nicht genug: Ab 2014 macht «Oso Loco» die Latin-Partyszene unsicher, Schmidi und sein Bruder Jiri versichern sich dafür der Künste vierer peruanischer Cumbia-Musiker.
Abspringen. Und neue Räume entdecken.
Ab 2019 fördert Schmidi seine leiseren Töne zutage und spielt im Trio «Schmidi Schmidhauser and the Moudis» vereinzelte Konzerte mit seinen Balladen und Chansons.
2023 nahm er beschwingt Abschied von der Bühne, umgeben von seiner Abschiedstournee-Combo «Schmidi Schmidhauser & The Hasta Luegos»: «Es ist genug des Guten», konstatiert der nunmehr 60-Jährige gelassen. Ein letztes Mal beglückte uns Schmidi mit seiner musikalischen Virtuosität, seiner feinen Wortakrobatik und der höchst ansteckenden schieren Freude am Vergnügen, uns allen Freude zu bereiten.
Unbeschreibliches hat Schmidi auf tausendundeiner Bühne erlebt, wunderbare Freundschaften geschlossen, seine Musik in nahe Käffer, grosse Städte und ferne Länder getragen. Unterwegs war er – zusätzlich zu den oben genannten eigenen Bands – unter anderem mit «Traktorkestar», «Lo & Leduc», dem «Swiss Jazz Orchestra» und «Little Big Men XL». Schmidi sang mit Polo, Kuno, Endo, Büne, Sina, Halunke – und immer wieder hat ihn Jürg/Jiri inspiriert, der geliebte Brüetsch und kongeniale musikalische Komplize seit Kindstagen.